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Ökostrom – Buchhaltung – Zeitgleich
Oktober 17th, 2013 by mark

Strom wird in jedem Haushalt verbraucht, in einem Vierpersonenhaushalt so in etwa 4000 Kilowattstunden (kWh) pro Jahr, bei einem Preis von ca € 0.17 pro kWh sind das Kosten von etwa €680.
Seit der Liberalisierung des Strommarktes kann jeder Verbraucher seinen Energieanbieter selber wählen. Die e-control stellt eine wirklich sehr brauchbare Seite zur Verfügung um für sich selber das günstigste und beste Anbot zu finden. Warum unterscheide ich zwischen dem günstigten und dem besten Anbot? Weil auch Anbote aus verschiedenen Stromquellen gewählt werden können. So sind die preislich besten Anbote diejenigen die sozusagen den aktuellen Produktionsmix am heimischen Strommarkt reflektieren, also Wasserkraft, Gas, Wind und so weiter.
Für das gute Gewissen können dann Stromanbieter gewählt werden die nur Ökostrom (Wasser, Wind, Solar …) oder sogar nur eine Art Ökostrom (zb Wasserkraft) anbieten.

Sauber versus Billig

Dafür bezahlt man einen etwas höheren Preis, kann dann aber natürlich seine private Kellersauna oder Klimaanlage jederzeit mit gutem Gewissen aufdrehen – oder natürlich auch die Klimaanlage in der Sauna.
Der Strom der kommt ja zB jederzeit nur aus österreichischen Wasserkraftwerken. Leider enthält der vorherige Satz zumindest einen Fehler, nämlich das Wörtchen „jederzeit“. Weil wie werden die 100% Strom aus Wasserkraft berechnet?

Ein kleines Beispiel

kuhluluEs gibt einen Anbieter der bietet zwei Energiequellen an, nämlich Strom aus Kuhlulu (siehe Abbildung) und Solarstrom. Hier rechts ein Diagramm wie sich die Stromproduktion mit der Zeit ändert. Nachdem man Strom nicht (zumindest jetzt noch nicht sinnvoll) speichern kann, muß die Produktion zu JEDEM Zeitpunkt gleich dem Verbrauch sein, nehmen wir an das paßt in diesem Beispiel weil die Energie aus Kuhlulu bei Bedarf immer abgerufen werden kann. Die Summe des produzierten Stroms aus Solarenergie beträgt run 2600 kWh, die aus Kuhlulu rund 14500 kWh, die Gesamtsumme also 17100 kWh.diagram
Ich möchte nun nur Strom aus Solarenergie beziehen weil ich Kuhlulu nicht mag, könnte ich das von diesem Anbieter haben? Mein Verbrauch ist 96 kWh in den hier skizzierten 96h und zwar gleichmäßig, also jede Stunde genau ein Kilowatt.
Der geneigte Leser wird ausrufen, sicher kann das der Anbieter nicht, weil zum Beispiel um Mitternacht keinen Strom aus Solarenergie gibt. Nun kommt (leider) der anstrengende Teil, nämlich die Wahl des Durchrechnungszeitraums. Würde man hier einen kurzen Zeitraum wählen, etwa ein Viertel Stunde, dann könnte der Anbieter die permanente Lieferung von Solarstrom natürlich nicht garantieren. Je länger der Berechnungszeitraum gewählt wird desto einfacher wird es natürlich für den Anbieter.
Wenn der Regulator einen Durchrechnungszeitraum von vier Tagen ermöglichen würde, dann könnte der Anbieter in diesem Beispiel also mit Fug und Recht 2600 kWh 100%igen Solarstrom verkaufen.
Die physikalische Realität sieht allerdings etwas anders aus – zumindest die Hälfte des an mich gelieferten Strom sind sicher nicht solaren Ursprungs.

Die regulatorische Realität

Nun wieder weg vom dem Beispiel, und zurück zum realen österreichischen Strommarkt – dort beträgt der Durchrechnungszeitraum ein ganzes Jahr! Schließt man also einen Vertrag zu 100% Strom aus Wasserkraft ab, bedeudet dies, dass der Stromanbieter innerhalb dieses Jahres irgendwann die entsprechenden Mengen Wasserkraft am Markt kaufen oder produzieren muß.
Das dann zu bestimmten Zeiten keine Wasserkraft zur Verfügung steht (im Hochwinter bei gefroreren Flüssen, oder im Sommer bei extremen Niedrig- oder Hochwasser) und der Strom zu diesen Zeitpunkten dann eben aus irgendwelchen Quellen (Immer Winter wahrscheinlich Gas) stammt, tut dann nichts zur Sache, weil es buchhalterisch „stimmt“.

Fazit

Für den Anbieter ist das möglicherweise ein nettes Körberlgeld weil er ohnedies einen bestimmten Anteil von Wasserkraft produziert, die er ohnedies verkaufen würde, dies aber mit dem Ökomascherl teurer tun kann.
Im Prinzip verhält es sich so, als würden zwei Leute ein Schnitzel mit Salat essen, und am Ende behauptet einer der beiden, das er im Durchschnitt eine vegatarische Mahlzeit eingenommen hätte.
Mein Kritik also: Bei einer derart langen Durchrechnungszeit führt sich – die an sich gute Idee – von ausgewiesenem Ökostrom „etwas“ ad absurdum, weil sich der Anbieter unter Umständen nicht „bemühen“ muß, auch zu schwierigen Zeiten (im Winter um 19:00) sinnvoll Ökostrom zur Verfügung zu stellen.


One Response  
  • Christoph Weber writes:
    November 6th, 201311:23 amat

    Deswegen nimmt man gleich irgendeinen Anbieter, der vielleicht auch noch generell vertrauenswürdig ist, egal woher er den Strom bezieht weil eh egal.


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