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Betrüger, oder wie verdient man € 5,62 am Südbahnhof
Februar 1st, 2007 by mark

Wie jeden Tag bin ich heute wieder mal am Südbahnhof zum Gleis 9 zu meinem Zug nachhause getrottet, und als ich da so gehe sehe ich aus dem Augenwinkel wie zwei Typen so am Beginn des Bahnsteigs stehen und grade miteinander sprechen, wobei einer sowas wie einen Reisepaß in der Hand hält. Ich gehe weiter und denke mir vorerst mal nix, bis ich stutze: Typ mit Reisepaß? Südbahnhof? Da war doch was!

Genau! Vor ein paar Wochen hat auch auf dem Weg zum Zug ein armer ungarischer Student auf Englisch angesprochen, daß sie ihm 500 € im Zug gestohlen worden wären und er 35 € brauchen würde um wieder heimzukommen. „I will send you back, here is my passport“. War ein etwas festerer Kerl der ein wenig unbeholfen wirkte und recht glaubwürdig. Irgendwie hatte ich es aber eilig und irgendwie ist mir das eh verdächtig vorgekommen – nachdem ich allerdings im Zug gesessen bin hatte ich fast sowas wie ein schlechtes Gewissen weil der arme Kerl und so.

Hätte ich mich allerdings wahrscheinlich gedanklich nicht so intensiv mit ihm beschäftigt, dann hätte ich ihn heute nicht wiedererkannt. Ich bleib also stehen und geh zurück zu den beiden Typen am Bahnsteig. Und genau ein festerer Typ mit Reispaß in der Hand und ein anderer der gerade seine Geldbörse einsteckt! Ich frag also gleich das jugendliche (jünger als ich …) „Opfer“

– Hast du dem Geld gegeben?
– Ja, wieso? Dem haben sie sein Geld gestohlen

Das war der Punkt wo ich ziemlich heiß gegangen bin, und dem Ungarn auf Englisch erklärt habe, daß er der mir das vor ein paar Wochen auch schon erzählt hat.

– No today 600 Euro in this train

(Scheißinflation nebenbei) Ich habe dann drauf bestanden, daß es doch ein paar Wochen her gewesen sei.

– No this wasn’t me! (schon nicht mehr sehr überzeugend)
– But somebody who looked exactly like you with the same story as yours (das hat ihn dann endgültig weichgekocht)

Das Opfer hat ihm derweil seine 10 Euro wieder weggenommen. Währendessen wurde ich gefragt

– How much did you give me?

– Noth.. eh 10 Euro, I gave you 10 Euro!

Darauf hin hat er mir eine Hand voll Kleingeld gegeben und sich ziemlich schnell getrollt. Leider Gottes hatte ich es ziemlich eilig zum Zug mittlerweile, auf dem Weg dort hin hab ich dem Opfer die ungefähr 5,62 €uro als Entschädigung in die Hand gedrückt.

Dieser kleine finanzielle Schaden den ich angerichtet habe hat meine Weißglut nur sehr wenig gedämpft – ich finde es das schlimmste überhaupt wenn die Hilfbereitschaft von anderen Menschen ausgenutzt wird! Wenn also jemand so einem Typen mit der Geschichte auf einem Bahnhof begegnet am besten sofort die Polizei rufen! Foto hab ich leider keines von dem Dude!
Wenn jemand mir mit so einer Geschichte kommt (und ich will helfen), dann geh ich mit ihm zum Fahrkartenautomaten, genauso wie wenn jemand um Essen bettelt ich ihm essen kaufe – da sind mir schon ein paarmal die Leute wieder abgesprungen!


2 Responses  
  • ek writes:
    Februar 8th, 20076:08 pmat

    Wenn mich einer so angeht, sag ich nur „Bubele, zu dem Schmaeh hab ich das Buch geschrieben.“. Bis jetzt hat den Test noch keiner bestanden, die grinsen immer verschwoererisch und suchen sich den naechsten.

    Als ich damals als 14jaehriger „punk“ den St. Poeltner Bahnhof derart heimgesucht habe, habe ich mir allerdings immer eingeredet, die Leute wissen eh, dass das ein Schmaeh ist und es ist ihnen lieber als die „Hast a paar Schilling“-Honks. Quasi, sie zahlen fuer das G’schichtldrucken, je origineller desto besser.

    Dem ist anscheinend nicht so, jetzt krieg ich nachtraeglich direkt noch ein schlechtes Gewissen.

  • Juhu writes:
    Februar 14th, 20073:48 pmat

    St. Pölten rulez


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